Wer sich mit NLP beschäftigt hat hörte
bestimmt von den Motivationsstrategien „weg von“ oder „hin zu“.
Um das nachzuvollziehen bedarf es kein NLP, sondern einfaches
beobachten.
Bewegst Du Dich erst, wenn es Dir
schlecht geht und der Schmerz zu groß wird oder bist Du der Erste,
wenn es darum geht auf neue Ziele zu zu gehen, weil dort eine
Belohnung auf Dich wartet? – In der Regel ist die Belohnung das
kurzzeitig gute Gefühl, das Du Dir dann selbst machst bzw. erlaubst
zu haben.
Wie siehst Du es in Deinen inneren
Bildern? Ist es etwas in der Zukunft, das Dich anzieht, oder ist es
eine Situation aus der Gegenwart oder Vergangenheit von der Du Dich
entfernen möchtest?
An dieser Stelle soll es nicht von
Interesse sein, was Veränderungsmodelle im Allgemeinen dazu sagen.
Viel interessanter ist, was Du an Dir und Deinem Umfeld beobachtest.
Zu welcher der beiden Strategien tendierst Du, oder hast Du eine
andere Motivationsstrategie? Ganz ehrlich!
Wo liegt Dein Fokus die meiste Zeit? Auf etwas, was Du so nicht mehr haben möchtest oder auf etwas, auf
das Du Dich hin zu bewegst?
Betrachten wir das menschliche Erleben.
Wir nehmen alle uns und unsere Umwelt auf unsere individuelle Art und
Weise wahr. Und nahezu jeder glaubt, dass das was er wahr nimmt auch
das ist was tatsächlich ist. Nun, an dem Punkt ist es vielleicht
Zeit nochmal selbst darüber nachzudenken! – Ist der Gedanke an
oder das Konzept über eine Sache die Sache selbst? Nein, der Gedanke
ist der Gedanke, das Konzept das Konzept und die Sache die Sache.
Guck Dich gerade um, nimm das Erste das Du siehst und Dir bewusst
Gedanken dazu in den Kopf kommen wahr. Was ist es, dass zuerst im
Kopf auftrat? Die Bezeichnung, der Name, die Funktion oder was? Das
was Dir dazu in den Kopf gekommen ist, ist das das was du als
physisches Objekt siehst? Nein. – Wir haben die objektive, also die
physische Realität und eine Repräsentation als inneren Zustand von
uns, also das was wir alles als Gedanken über etwas im Kopf haben –
das ist nicht-physisch und auch nicht in Stein gemeißelt.
Alles von uns Wahrgenommene ist bereits
mehrfach durch mentale Prozesse durchgelaufen die für die meisten
Menschen nicht bewusst sind, es kommt sozusagen nur das Endprodukt
dieses mentalen Prozesses in das Bewusstsein. Das ist in der Regel
mit dem Bezug zu Dir selbst gefärbt, Deiner Einstellung und Deinen
Emotionen, basierend auf Deiner Agenda, behaftet und mündet in eine
nicht frei bestimmten Reaktion und Handlung. – Wie oft kommt es
vor, dass Du etwas machst, von dem Du danach sagst, dass Du es nicht
wolltest? Gibt es etwas, dass Du ändern wolltest und doch immer
wieder in Dein altes Muster verfallen bist, z.B. Sport machen, Ernährung
ändern, anders Verhalten, usw.? Genau davon ist die Rede wenn ich
von „nicht frei bestimmter Reaktion oder Handlung“ rede. – Aus
dieser Perspektive stimmt die Vermutung: Umstand – Reaktion
Beziehung. „Weil dieses oder jenes geschehen ist, fühle ich mich
jetzt so oder so; und ich kann ja nichts dafür. Der Umstand ist
Schuld daran!“. – Ein weiterer Zeitpunkt vielleicht nochmal
selbst nachzudenken!
Welchen Wert hat jetzt gerade ein Glas
Wasser für Dich? Vermutlich keinen sonderlich hohen. Stell Dir
jedoch vor seit 3 Tagen ohne einen Schluck Wasser durch die Wüste
gelaufen zu sein... welchen Wert hat es nun? Hat sich an dem Glas
Wasser in irgendeiner Art und Weise etwas verändert? Nein. Alles was
sich verändert hat ist Deine Position dazu. Besser gesagt Dein
Fokus, Deine Einstellung, Deine Bedürftigkeit hat sich verändert,
somit auch Deine Wertgebung. Dem Glas Wasser ist es völlig egal, es
hat für sich selbst nicht einmal so etwas wie einen Wert. Wertigkeit
ist eine menschliche Erfindung und existiert nicht außerhalb unserer
Köpfe.
Nehmen wir unser zeitgegenwärtiges
physikalisches Paradigma, physische Objekte bestehen aus Molekülen
und Atomen. Zerlege ein physisches Objekt in seine kleinsten
Bestandteile und zeige mir das Teil des Wertes... Welches Quarks,
sub-atomare Teilchen, Atom, Molekül oder tatsächlich physischer
Teil ist der Wert? Kann es sein, dass der Wert ausschließlich im
Kopf ist? Ein innerer, also nicht-physischer Teil, eine Einstellung,
ein mentales Konstrukt mit dem Du Deinen Selbstbezug zu dem Objekt
festlegst? Hintergrund dessen mag etwas mit der Überlebensstrategie
des Selbst zu tun zu haben, etwas mit dem Du Dich durch das Leben
navigierst. Es ist immer im Bezug zu Dir.
Du kannst es in Deinem eigenen Erleben
ganz einfach selbst überprüfen. Achte den Tag über darauf, wohin
Deine Aufmerksamkeit fällt. Du hast eine Einstellung zu dem
Wahrgenommenen, irgendwo zwischen ablehnen und annehmen, nicht mögen
und mögen. Es hat immer einen Bezug zu Dir. Dein Verhalten wird
dadurch bestimmt. Dein Verhalten spiegelt Deine Einstellung. Deine
Einstellung bestimmt Dein Verhalten. Was aber hat Deine Einstellung
tatsächlich mit der Sache oder dem Objekt gegenüber der Du die
Einstellung hast zu tun? Die Einstellung, somit auch die Wertigkeit,
liegt nicht in der Sache bzw. dem Objekt. Und doch handeln viele
Menschen so, als ob der Grund für ihr empfinden in der Sache oder
dem Objekt liegt. Die Ursache für Freude oder Leid wird etwas
Äußerem zugeschrieben. – „Der/Die/Das ist der Grund, weshalb es
mir gut/schlecht geht.“. – Wie kommt es dann, dass nicht jeder
Mensch die gleiche Reaktion auf die gleiche Sache bzw. das selbe
Objekt hat? Es ist einfacher die Verantwortung für das Verhalten,
Empfinden und Erleben abzugeben, indem es auf etwas anderes geschoben
bzw. projiziert wird.
Wenn ein Mensch die Eigenverantwortung
der Wertgebung und seines daraus resultierenden Verhaltens wegen
Unkenntnis dieser Erkenntnis abgibt, so handelt er seines
Erkenntnisstandes gerecht und steht in keinem Konflikt mit sich
selbst. Allerdings bleiben ihm die Hände gebunden in Richtung
Veränderung, da er die Ursache auf etwas im Außen projiziert und
darauf keinen direkten Einfluß hat. Hat jemand die intellektuelle
Einsicht, dass die Wertigkeit, die Einstellung und alles andere einer
Sache, einem Objekt gegenüber ein selbst hinzugefügter mentaler
Prozess ist, führt das nicht notwendigerweise zu einer Veränderung
im Verhalten. Er kann sich, je nachdem wie ehrlich er sich selbst
gegenüber ist, seiner Inkongruenz, also seiner Unstimmigkeit
zwischen Denken und Handeln bewusst sein. Für die Veränderung fehlt
unter Umständen die Strategie. In tiefer Selbsterkenntnis durch
Beobachtung, dem eigenen Erleben des eigenen Tun der mentalen
Prozesse und dem daraus resultierenden Handeln ist die
Wahlmöglichkeit für Veränderung im Verhalten und Ausdruck gegeben.
Neben der Veränderungsmöglichkeit
durch die in Echtzeit Beobachtung der eigenen mentalen Prozesse liegt
eine weitere Veränderungsmöglichkeit in dem bewusstwerden der
eigenen Agenda. Agenda bezeichnet in dem Fall alles in der
Vergangenheit Erlebte, daraus gegebene Wertigkeiten, Einstellungen
und resultierende Denken und Verhalten. Alles was als Grundlage
Deiner Strategien, Deiner Entscheidungen, Deinem Denken und Handeln
dienen. Alles Grundlagen für Deine Navigation durch Dein Leben.
Wenn Du nun selbst beobachten könntest
oder die Möglichkeit intellektuell begreifst, dass der Wert und
Deine Einstellungen etwas gegenüber nicht in der Sache selbst
begründet liegt, ist es dann nicht interessant selbst herauszufinden
woher es kommt, dass Du genau diese Wertigkeit und Einstellung hast?
Wenn Du schon auf irgendeine Art und Weise dafür verantwortlich zu
sein scheinst, wie kommt diese Wertigkeit und Einstellung zustande?
Wie hat sich die Agenda geformt, auf die Du immer wieder für
bewusste und unbewusste Entscheidungen zurückgreifst und die Basis
für Dein Verhalten ist?
Laß mich vorab kurz eine Analogie
einfügen. Du kennst mit Sicherheit Legosteine. Damit kannst Du
unterschiedlichste Dinge bauen. Der einzelne Legostein für sich
ergibt noch kein komplexeres Gebilde, zumindest auf der Ebene dieser
Analogie. Mit mehreren Legosteinen kannst du z.B. ein Haus bauen, es
gibt Elemente wie die Steine für die Wände, Fenster, Türen und für
das Dach. Aus den einzelnen Elementen wurde ein komplexes
zusammenhängendes gebaut; ein Haus.
Das gleiche Prinzip gilt, in unserem
physischen Paradigma, für physische Objekte. Das physische Objekt
übergehend in Moleküle, Atome, sub-atomare Teilchen, Quarks, usw.
Auch hier ist das Baukastenprinzip zu erkennen. Aus den einzelnen
Teilchen werden die großen physischen Objekte zusammengesetzt. So auch in der Betrachtungsweise der Biologie, einzelne Zellen schließen sich zu Organen und größeren Organismen zusammen.
Stell Dir nun vor es wäre mit unserer
Struktur des Selbst ebenso. Wir werden ohne unser Wissen über uns,
unsere Umgebung und der Welt geboren. Die Strukturen des Gehirns
werden weiter im Wachstum geprägt, lernen findet in der ersten Zeit
ohne verbale Sprache sehr effektiv statt. Es gibt einen Moment der
Selbsterkenntnis, eine Unterscheidung zwischen Selbst und Andere.
Eine weitere Unterscheidung im Bezug auf das Überleben ist die, ob
uns etwas gut gesonnen ist oder nicht. Kann ich es füttern oder muss
ich davor weg laufen. Mag ich etwas oder mag ich es nicht. Diese
Unterscheidungen können wir als fundamentale Bausteine sehen: die
Erkenntnis meiner Selbst, den Bezug zu Anderen, sprich etwas mögen
oder nicht mögen. Mit diesen einfachen und wenigen Unterscheidungen
können wir uns erfolgreich durch das Leben navigieren. So speichern
wir jede Situation wie auf einem Datenspeicher entsprechend ab, die
Agenda entsteht und wird über die Zeit immer komplexer. (Es kann wie
eine selbst fütternde Schleife oder rekursive Formel gesehen werden.
Das Ergebnis fließt in die nächste Berechnung wieder ein. – (Die
daraus entstehende Komplexität spiegelt sich in der Kybernetik,
Formel der Chaos-Theorie oder Fraktalen wie Mandelbrot wieder.)) Die
unbewussten Prozesse nutzen diese Informationen um Dein Verhalten und
Handeln in Situationen zu bestimmen. In der Regel kommt uns nur das
Ergebnis dieses Prozesses in Form von Gefühl, Einstellung und
Handlung ins Bewusstsein.
Wenn Du Dir der Basis Deines Verhaltens
in der Agenda durch eigenes Hinterfragen bewusst wirst, kannst Du
durch das verändern Deiner Sichtweise Deinen Bezug und somit Deine
Wertigkeit verändern. Das Resultat ist ein anderes Verhalten.
Auf eines möchte ich an der Stelle
jedoch hinweisen. Die Veränderung an sich ist gut, da jetzt
selbstbestimmt gehandelt wird. – Selbstbestimmt in dem Maße wie
diese Selbstbestimmung frei von Einflüssen Deiner Umgebung ist. –
Werde Dir jedoch darüber bewusst, dass lediglich der Inhalt einer
tiefer liegenden Struktur verändert wird. Das Grundmuster bleibt
dabei etwas zu mögen oder nicht zu mögen.
Es gibt noch eine andere Möglichkeit
der Motivation, diese ist Zweckgebunden oder kann je nach Ursprung
auch als Berufung gesehen werden und basiert nicht auf die
Einstellung des Ego. Ego liegt in der Agenda begründet mit all den
über Deine Entwicklung aufgenommenen Fremdeinflüssen, Regeln,
Glaubenssätzen und Sichtweisen. Sich derer bewusst zu werden und
gegebenenfalls zu entledigen oder zumindest selbstbestimmt
Entscheidungen diesbezüglich zu treffen ist auf jeden Fall hilfreich
in Bezug auf Selbstbestimmtheit.
Stelle Dir als Alternative ein Erleben ohne Agenda vor.
Ein Erleben jenseits von Wert und Nutzen. All das getrieben sein von auf etwas „hin zu“ und „weg von“
wäre nicht mehr gegeben. Und stell Dir weiter vor, dass in der
dadurch entstandenen Ruhe eine neue Art von Klarheit und Wissen
entsteht, die Dir einen Zweck oder auch eine Berufung für Dein
Handeln eingibt. Ein echtes mit Dir Selbst im Kontakt sein. – Ein unumstößliches Wissen von dem was DU willst.
Ein Kontakt mit dieser Klarheit und dem
darin entstehenden Wissen läßt den Bereich der Agenda beim erneuten
auftauchen verändern und neu entstehen. Der Antrieb, die Motivation
wird mehr Zweckgebunden sein. Das herumwirbeln wie ein aufgebrachtes
Huhn von dem etwas mögen und nicht mögen getrieben, wird einer ganz
bestimmten Qualität von Ruhe und Präsenz weichen.
Der Weg dort hin? In erster Linie Dir Deines Handelns und der Ursachen bewusst werden. Dich selbst im Alltag beobachten. In Wahrheit, Ehrlichkeit
und Offenheit Dir selbst und anderen gegenüber sein, sowie dem auf
Selbsterkenntnis basierendem Handeln. An Dir selbst erkennen, dass Du die Ursache Deines Zustandes in Dir selbst trägst und stoppen
die Ursache auf Dinge im Außen zu projizieren. Dir bewusst werden
das und wie die Einstellungen in der Agenda zu etwas verändert werden kann.
Eine Wertigkeit und Einstellung liegt nicht im Außen wie in Stein gemeißelt, sondern ist eine veränderbare mentale
Struktur, die Du in Dir trägst und selbst Einfluß darauf nehmen
kannst. – Damit kannst Du die Verantwortung für Deine Einstellung
und Handlung übernehmen und tragen.
Bist Du bereit und gewillt diese Verantwortung zu übernehmen? Und damit auch Deine Art der Motivationsstrategie selbst zu bestimmen?